Was will ich eigentlich?


Ich will gar nicht wissen, wie viel Zeit ich damit verbracht habe, darüber nachzudenken, was ich eigentlich will. Ich wusste es schlichtweg nicht und suchte an den skurrilsten Orten danach:

Meine Gedanken drehten sich im Kreis: „Was für eine Beziehung möchte ich führen, welchen Job will ich haben? Was für ein Leben will ich eigentlich? Haus am Strand klingt cool, aber ist das realistisch und gesellschaftlich anerkannt? Beständigkeit schafft Sicherheit, aber irgendwie möchte ich auch was erleben in meinem Leben. Kann man das vereinbaren mit Beruf und Privatleben? Will ich Kinder? Was ist wenn ich es bereue und alles noch schlimmer mache bzw. dadurch das Leben meines Kindes zerstöre? Werde ich mir sowas verzeihen können?“

Die Panik, mit der falschen Entscheidung wohlmöglich noch unglücklicher zu werden als ich es bereits war, lähmte mich. Und so änderte sich erst mal lange Zeit nichts in meinem Leben. Heute weiß ich, dass es die „Was-wäre-wenn“-Gedanken sind, mir Panik in die Knochen trieben. Wozu seine Zeit mit zukünftigen Horrorszenarien verschwenden, wenn die Gegenwart doch so viel zu bieten hat? „Ich muss jetzt Entscheidungen treffen und vor allem muss ich etwas tun, um herauszufinden, was ich will. Einen Kurs belegen, Freunde um Rat fragen oder etwa eine Liste schreiben.“ - predigte ich mir selbst.

Die Liste

„Eine Liste, gute Idee, das geht schnell und ist einfach umzusetzen“ - sprach ich zu mir. Mir fiel nichts ein. „Was wäre, wenn ich erst mal aufschreibe, was ich nicht will? Das ist doch einfach.“ Und plötzlich sprudelte es nur so aus mir heraus. Die Liste wurde zwei Seiten lang.

Hier ein Auszug in Bezug auf Beziehungen:

Was für einen Partner ich nicht will:
  • Egoismus
  • Stubenhocker
  • Jemanden, der sich von mir bedroht fühlt
  • Einzelkämpfer
  • Bindungsangst
  • Antriebslosigkeit
  • Mich schlecht machen um sich selber zu stärken
  • Anschweigen
  • Ständig aneinander vorbei reden
  • Keine gemeinsamen Pläne o. Projekte
  • Ihm ist seine eigene Entwicklung egal

Ich kehrte diese Stichpunkte einfach ins Gegenteil um, daraus ergab sich dann Folgendes:

Was für einen Partner ich will:

→ Selbstlos
→ Unternehmungslustig
→ Ein Mensch an dem ich wachsen kann und der an mir wächst
→ Teamplayer
→ Bereit, eine Bindung einzugehen
→ Aktiv
→ bestärkt mich
→ Kommunikativ
→ Hört mir wirklich zu
→ Empathisch
→ Selbstreflektiert, gewillt sich weiter zu entwickeln.

Es erschien alles so logisch. "Na klar, ich möchte einen Partner, mit dem ich Gespräche führen kann und der mir zuhört, weil er an dem, was ich sage interessiert ist. Er soll mich bestärken und an mir wachsen, genauso wie ich an ihm. Er soll am besten noch interessiert an Persönlichkeitsentwicklung sein. Das i-Tüpfelchen wäre, wenn er Indie-Musik mag" erkannte ich für mich. Doch irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass diese Männer zu toll für mich waren. Ich bildete mir ein, sie nicht verdient zu haben, weil ich mich unterbewusst selbst schlecht redete. Eine wichtige Erkenntnis. 

Ich hatte also meinen potentiellen Traummann, zumindest im inneren Auge, vor mir. Kurze Zeit später lernte ich ihn kennen und heute bin ich immer noch mit ihm zusammen. Er erfüllt alle meiner Kriterien und hört sogar Indie-Musik bzw. spielt er sogar in einer Band.

Der wichtigste Schritt war, dass ich mir meine Kriterien angelegt habe und mir immer wieder zu sagen: Mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden. Danach fiel es leichter, die schlechten Kandidaten direkt auszusortieren. Ich habe mich also nicht mehr lange mit den Männern aufgehalten, in denen ich kein Potenzial gesehen habe, sondern sie direkt abgehakt. Nicht bereit für eine Beziehung? Weg! Unkommunikativ oder meldet sich kaum? Weg! Emotional instabil? Weg!

Früher wäre es mir anmaßend vorgekommen, solche Forderungen an jemanden zu stellen. Mein jetziger Freund fand es beeindruckend, dass ich ihn beim dritten Date mit einigen meiner Kriterien konfrontiert habe. Ich habe ihm gesagt, was ich mir von einem Mann wünsche und er wurde dem gerecht.

Deswegen ist es so wichtig, dass wir herausfinden, was wir vom Leben erwarten und wirklich wollen.  

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Als ich endlich beschlossen habe, mich bedingungslos zu lieben

Liebe aus Glas

Was Ethikunterricht und die Tribute von Panem gemeinsam haben können